Smart Farming Scouts auf der Agritechnica

Neue Technologien können landwirtschaftlichen Betrieben dabei helfen, die Dokumentationspflicht zu erfüllen, Erträge zu steigern und den Ressourceneinsatz zu mindern. Dadurch bringt der digitale Wandel konkrete finanzielle Vorteile, aber wie digital sind die deutschen Landwirt:innen wirklich? Diese Frage wollten die Smart Farming Scouts beantworten, die auf der Agritechnica 2023 unterwegs waren. Die Smart Farming Scouts sind ein Pilotprojekt von AgraCheck, DKE-Data und der DLG, in Kooperation mit der Hochschule Nordrhein-Westfalen-Lippe.

Finden konnte man die Scouts auf dem DLG-Spotlight: Smart Farming, wo sie Landwirt:innen die Vorteile und Möglichkeiten der Digitalisierung in der Landwirtschaft erklärten. Ziel war es, die Interessierten zu den passenden Hallen oder Ständen zu leiten, wo sie konkrete Lösungen genauer betrachten konnten.

 

Die Scouts nutzten die Smart-Farming-Vergleichsplattform agracheck.com, um die passende Lösung für die Landwirte zu finden.

 

Die Besucher trafen die Smart Farming Scouts, bestehend aus Studenten der Hochschule und Mitarbeitern der Smart Farming Vergleichsplattform AgraCheck, in der Halle 9 auf dem Messegelände. Das Interesse der Landwirt:innen war signifikant, insbesondere nach der Erkenntnis, dass die Scouts eine unabhängige Einheit unter der Leitung der DLG bildeten.

 

Die meisten interessierten Landwirt:innen kamen dabei aus Deutschland, mit Betrieben durchschnittlicher Größe von 222 Hektar und weniger als 5 Mitarbeitenden. Von einem 7 Hektar kleinen Betrieb bis zu einem 1300 Hektar großen Unternehmen waren unterschiedliche Ausmaße vertreten. Neben deutschen Landwirt:innen nahmen auch internationale Gäste den Service in Anspruch, wie das Beispiel eines ukrainischen Landwirts mit 22.000 Hektar zeigt. 

 

Beispielhafte Einstufung eines Betriebs

 

Quelle: Werkzeugkasten Landwirtschaft 4.0 des BBA und VDMA

 

Die Smart Farming Scouts führten detaillierte Beratungsgespräche, in denen sie den Digitalisierungsgrad der Landwirt:innen in den Kategorien Betriebsmanagement, Tierhaltung und Ackerbau analysierten. Hierbei orientierten sie sich am Werkzeugkasten Landwirtschaft 4.0 des BBA und VDMA, welcher 16 Unterpunkte, darunter Datenmanagement, Finanzplanung, Stalltechnik und Bewässerung, umfasst. Die Landwirte ordneten ihren Betrieb einem von fünf Digitalisierungsgraden zu, wobei die folgenden Auswertungen ausschließlich die Ergebnisse der 76 teilnehmenden deutschen Landwirt:innen berücksichtigen.

 

Durchschnittlicher Digitalisierungsgrad der deutschen Landwirtschaft nach Bereichen

 

 

Die Auswertung der Ergebnisse offenbart einen insgesamt noch geringen Digitalisierungsgrad in der deutschen Landwirtschaft, wobei die Tierhaltung mit einem Durchschnittswert von 1,88 von 5 die Spitzenposition einnimmt, gefolgt vom Ackerbau mit 1,82. Schlusslicht bildet das Betriebsmanagement mit einem Wert von 1,72. Fortschreitend digitalisiert sind hier die Bereiche Aussaat, Düngung und Pflanzenschutzausbringung, möglicherweise aufgrund der weiten Verbreitung von RTK-Systemen. Damit ist die Grundlage für Section Control und die Variable Ausbringung von Inputs gegeben. Dennoch benötigt der Einsatz dieser Technologien ein zusätzliches Verständnis bei der Inbetriebnahme und dem Einsatz auf dem Feld. Stall- und Melktechnik verzeichnen ebenfalls Investitionen, während Lagertechnik und Bewässerung noch wenig digitalisiert sind.

 

In die Digitalisierung dieser Bereiche möchten landwirtschaftliche Betriebe investieren.

 

 

Die Befragung bezüglich zukünftiger Investitionen zeigt, dass Landwirt:innen verstärkt in die bereits etablierten Bereiche wie Datenmanagement, Düngung und Pflanzenschutz sowie Aussaat und Pflanzung investieren möchten. Insbesondere Datenmanagement spielt eine wichtige Rolle, um zukünftig den Anforderungen für Subventionen und der abnehmenden Hand (LEH) gerecht zu werden. Außerdem bildet das Datenmanagement die Grundlage für weitere Investitionen im Bereich der Digitalisierung. Herdenmanagement, Bewässerung und Melktechnik rangieren dagegen weiter hinten. Überraschend belegt der Bereich Öffentlichkeitsarbeit und Transparenz den letzten Platz, obwohl Direktvermarktung generell gesehen an Bedeutung gewinnt.

 

Insgesamt verdeutlichen die Ergebnisse der Smart Farming Scouts auf der Agritechnica, dass das grundsätzliche Interesse zum Thema Digitalisierung hoch ist. Trotzdem besteht noch ein hohes Defizit in der Bildung zu digitalen Themen. Zwar wird die Digitalisierung in der landwirtschaftlichen Ausbildung bereits berücksichtigt, allerdings in einem viel zu geringem Umfang. Zudem fehlt es an Angeboten, um auch bereits praktizierenden Landwirt:innen die Vorteile der technologischen Entwicklung näherzubringen und sie folglich auch bei der Auswahl und Umsetzung neuer Praktiken zu unterstützen. Erst wenn die Digitalisierung auch in den Köpfen angekommen ist, kann ihr Potenzial für eine effizientere und nachhaltigere Landwirtschaft voll ausgeschöpft werden.

 

 

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